Das Taubstummenhaus - Ohlsen, Birgit
in den Warenkorb Die Autorin (Jg. 1944) legt hier Erzählungen vor über den "brutalen Einbruch einer verlogenen Welt", aber auch über die "Wehrhaftigkeit des Zarten, Verletzlichen" (Klappentext). Mag auch der Titel etwas an Isabel Allendes 'Geisterhaus' erinnern - Ohlsen hat ihre eigene Diktion - & vielleicht wird dies sogar am deutlichsten im allerersten Text 'FRAGment vom begriffsstutzigen Kind'. Eine Parabel auf das Nichterklären- & Nichtverstehenkönnen der Welt aus der naiven Perspektive (des Kindes), die mit der political correctness (der Erwachsenen) kollidiert. Ein raffiniertes Spiel mit diversen Wahrnehmungsebenen erleben wir in 'Alle Sommer wieder' - hat die beschriebene Vergewaltigung nun realiter oder nur in der Phantasie des Mädchens stattgefunden?! Die intensivste Geschichte mag wohl sein: 'Frau, von Flucht träumend', eine Quasi-Bildbeschreibung nach Joan Miró - nicht zuletzt deswegen, weil hier (auch) mit fragmentarischen Sätzen gearbeitet wird: "Und sie wunderte sich jedes Mal wieder, da sie spürte, daß sie die wahre Ursache, den Sinn auch dieses Schmerzes nie würde ergründen, nie würde verstehen - es sei denn." Und noch ein Text sticht heraus: 'Von denen die es gar nicht gibt' - handelnd von den aus der Gesellschaft Ausgeschiedenen, die traurigerweise nur noch davon träumen können, dermaleinst jemand gewesen zu sein: "Nummern wie du und ich." Greift hier nicht die Melancholie sozialer Dialektik?! |